NGC 2238 – Ein Fenster in den Rosettennebel

Wenn wir über spektakuläre Sternentstehungsgebiete sprechen, fällt früher oder später immer ein Name: der Rosettennebel im Sternbild Einhorn (Monoceros). Ein Teil dieses riesigen Emissionsnebels trägt die Katalognummer NGC 2238 – und genau diesem Bereich widmen wir uns heute.

NGC 2238 ist kein einzelnes Objekt wie ein Sternhaufen oder eine Galaxie, sondern ein Ausschnitt des Rosettennebels, einer gewaltigen H-II-Region aus ionisiertem Wasserstoffgas in unserer Milchstraße.

Wo liegt NGC 2238?

Der Rosettennebel und damit auch NGC 2238 befinden sich im Sternbild Monoceros, zwischen Orion und dem Sternbild Großer Hund. Die Entfernung zur Erde liegt bei ungefähr 5.000 Lichtjahren, der gesamte Nebelkomplex hat einen Durchmesser von rund 130 Lichtjahren.

NGC 2238 selbst ist eine Emissionsnebel-Region innerhalb dieser Struktur. Der Bereich wurde 1864 vom deutschen Astronomen Albert Marth entdeckt und ist unter anderem auch als LBN 948 katalogisiert.

Was sehen wir dort eigentlich?

Im Zentrum des Rosettennebels sitzt ein junger, heißer offener Sternhaufen (NGC 2244), dessen intensive UV-Strahlung das Gas der Umgebung ionisiert und zum Leuchten bringt. Genau dieses zum Leuchten angeregte Gas bildet die typischen rötlichen H-Alpha-Strukturen, die wir auf Astrofotos von NGC 2238 und dem gesamten Rosettennebel erkennen.

NGC 2238 ist also Teil dieses leuchtenden Gases – ein Segment in einem riesigen kosmischen Blütenblatt. Die Materie dort besteht vor allem aus:

  • Wasserstoffgas (H II) – verantwortlich für das rote Leuchten
  • Etwas Helium, Staub und Spurenelemente
  • Dichten Gas- und Staubfilamenten, in denen sich neue Sterne bilden können

Die Masse des gesamten Rosettennebels wird auf etwa 10.000 Sonnenmassen geschätzt – ein echtes Schwergewicht unter den Sternentstehungsgebieten.

Sichtbarkeit und Beobachtung

Auch wenn NGC 2238 und der Rosettennebel auf Fotos unglaublich hell wirken: visuell ist das Objekt eher schwach. Die Helligkeit liegt im Bereich um 6 mag (B-Band) und verteilt sich über eine sehr große Fläche von etwa 80 × 60 Bogenminuten für die Nebelregion.TheSkyLive+1

Beste Beobachtungszeit (Mitteleuropa):

  • Monate: Dezember bis März
  • Höhe: am späten Abend bis in die Nacht gut über dem Südhorizont
  • Standort: möglichst dunkler Landhimmel, kein Mond

Visuell:

  • In kleinen Teleskopen ist meist nur ein zarter Nebelschimmer sichtbar, oft nur mit Nebelfilter (UHC oder OIII).
  • Ohne Filter sieht man eher den Sternhaufen in der Mitte, der Nebel selbst bleibt sehr diffus.

Astrofotografie: NGC 2238 im Bild festhalten

Für die Fotografie ist NGC 2238 ein Traumziel – vor allem im Kontext des kompletten Rosettennebels.

Geeignete Setups:

  • Smart-Teleskope wie Seestar & Dwarf: perfektes Ziel, weil der Nebel großflächig ist und kurze Brennweiten mag
  • Kleine Apos zwischen 200–400 mm Brennweite
  • Kameras mit H-Alpha-Empfindlichkeit oder Dualband-Filtern (z. B. Hα + OIII)

Tipps für Aufnahmen:

  • Möglichst viele Kurzbelichtungen stacken, um Details im Gas herauszuarbeiten
  • H-Alpha-Daten bringen die typische „Blütenstruktur“ des Rosettennebels richtig stark hervor
  • In der Bildbearbeitung lohnt sich:
    • Hintergrundneutralisation & Farbkalibrierung
    • Leichte Rauschreduktion in den dunklen Bereichen
    • Vorsichtiges Stretching, damit die feinen Strukturen nicht „ausbrennen“
    • Lokaler Kontrast (z. B. mit Masken), um die Gasfilamente rund um NGC 2238 zu betonen

NGC 2238 ist auf den ersten Blick „nur“ ein Katalogeintrag – in Wirklichkeit aber ein spannendes Teilgebiet eines gigantischen Sternentstehungskomplexes.

Wer den Rosettennebel fotografiert, hat NGC 2238 automatisch mit im Bild. Zu wissen, dass dieser Ausschnitt:

  • Teil eines gewaltigen H-II-Gebiets ist,
  • rund 5.000 Lichtjahre entfernt liegt,
  • und eng mit dem jungen Sternhaufen NGC 2244 verbunden ist,

gibt dem eigenen Bild noch einmal eine ganz andere Tiefe.

Perfektes Objekt für lange Winternächte – und ein Muss im Portfolio jedes Deep-Sky-Fans.